Im Bereich der Sport- und Bewegungswissenschaften ist es seit mindestens 10 Jahren klar. Körperliche Bewegung gilt dort für die Gesunderhaltung als bedeutender für die Erhaltung der Gesundheit als das (Über)Gewicht. Damals wurde von der Forschungsgruppe um Steven Blair gezeigt, dass fitte und gar stark übergewichtige Erwachsene eine nur halb so hohe Gefahr hatten, an irgendeiner Krankheit verfrüht zu sterben als normalgewichtige, aber körperlich unfitte Erwachsene.

Die generelle Erkenntnis, dass eine positive Gesundheitsauswirkung durch körperliche Bewegung bei Übergewichtigen auch in Abwesenheit einer Gewichtsreduktion einher geht, wurde mehrfach bestätigt. Das letzte Mal in einer britischen Studie. Nach 12 Wochen mit 5 moderaten Trainingseinheiten verlor zwar nur etwas mehr als die Hälfte der knapp 60 Studienteilnehmenden nennenswert an Gewicht. Aber selbst bei den Leuten mit keinem nennenswerten Gewichtsverlust verbesserte sich die Fitness, der Blutdruck, der Bauchumfang, die Herzfrequenz in Ruhe und die Stimmung. Die Schlussfolgerung der Autoren: Man solle doch mehr Gewicht auf die Bewegung und keinen so grossen Fokus auf das Abnehmen bei Übergewichtigen mehr legen. Oder anders ausgedrückt, alles wie gehabt: Übergewichtig und gleichzeitig fit sein, ist kaum ein Problem. Da stellt sich aber die Frage, ob die noch aktuelle Definition von „übergewichtig“ überhaupt sinnvoll ist…

Wei et al. Relationship between low cardiorespiratory fitness and mortality in normal-weight, overweight, and obese men. JAMA 282:1547-1553, 1999.

King et al. Beneficial effects of exercise: shifting the focus from body weight to other markers of health. Br.J.Sports Med. In Druck.