Die Einnahme von Kochsalz muss reduziert werden. Da sind sich alle einig. Fast alle. Nationale Gesundheitsämter oder Ernährungsgesellschaften vertreten einstimmig die Ansicht, dass die Kochsalzzufuhr zu hoch ist. Manchamal auch wenn gar keine nationalen Erhebungsdaten zur effektiven Zufuhr vorliegen… Eine einsame Stimme liegt jedoch seit Jahren quer in dieser einheitlichen Landschaft. Michael Alderman, Arzt am Albert Einstein College of Medecine in New York, warnt seit längerer Zeit vor einer zu starken Senkung der Kochsalzzufuhr. Wie in seinem aktuellen Kommentar im Journal of the American Medical Association hat Alderman schon mehrfach darauf hingewiesen, dass bei einer sorgfältigeren Betrachtung der aktuellen Datenlage die heutigen Höchstwerte für die Salzzufuhr von maximal 5 g pro Tag als zu niedrig eingestuft werden müssen. Gemäss seiner Berechnung liegt bei rund 5 g pro Tag eine höhere – und nicht niedrigere – Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor als bei einer von ihm als optimal eingestuften Zufuhr von 8 ½ g pro Tag. Eine Zufuhr, die wohl in einigen industrialisierten Ländern zurzeit vorliegt. Eine Senkung der Zufuhr käme somit einer Erhöhung der Herzgefahr gleich.

Auch bei den gesättigten Fettsäuren hatte es lange einsame Stimmen, welche die Empfehlungen zur Senkung ihrer Zufuhr als unbegründet deklarierten. Eine Evidenz dafür läge schlicht nicht vor. Heute ist mehrfach bestätigt, dass in Sachen gesättigten Fettsäuren und Herzgefahr in der Tat keine Evidenz für einen Zusammenhang vorliegt. Wie ist es nun beim Kochsalz? Die Zukunft wird es zeigen. Die Geschichte lehrt uns aber, dass wir einsame Stimmen ernst nehmen und nicht versuchen sollten, sie totzuschweigen.

MH Alderman. Reducing dietary sodium: The case for caution. J Am Med Assoc 303:448-449, 2010.