Im letzten Blog war die Rede von Jean-Michel Lecerf und seinem Übersichtsartikel, der so ganz und gar nicht der gängigen Lehrmeinung entspricht. Aber auch andere Franzosen verhalten sich bezüglich Auswirkungen von Fettsäuren auf den Stoffwechsel oder Erkrankungen so ziemlich merkwürdig. Vor zwei Jahren bereits veröffentlichten Rioux und Legrand vom INRA – dem nationalen Forschungsinstitut für Landwirtschaft in Frankreich, an dem sowohl Forschung im Bereich tierische wie auch pflanzliche Produkte betrieben wird – einen ähnlich gerichteten Übersichtsartikel.

In ihrer Schlussfolgerung steht: „Die bislang veröffentlichten Studien weisen deutlich darauf hin, dass gesättigte Fettsäuren neue, bedeutende und spezifische Steuerungsaufgaben in den Zellen haben. Vom Gesichtspunkt der Ernährung ist es wichtig zu sehen, dass jede einzelne gesättigte Fettsäure spezifische Funktionen ausübt. Die Ernährungsempfehlungen werden sich wahrscheinlich dahingehend entwickeln werden, um diese spezifischen Funktionen zu berücksichtigen.“

Leider muss ich Rioux und Legrand widersprechen. Die Empfehlungen werden sich wohl kaum dahingehend entwickeln. Denn sonst müsste man ja die Gruppierungen der Fettsäuren über Bord werfen. Auch müsste man die Gleichsetzung der gesättigten Fettsäuren mit den tierischen Fetten als irrig deklarieren. Das geht wirklich nicht. Man stelle sich bloss vor, wie viel Energie und wie viele in diese Kommunikationsschiene eingesetzten Gelder sonst verschwendet wären.

Aber ich gebe natürlich Rioux und Legrand prinzipiell recht. Die Empfehlungen MÜSSTEN sich ändern. Denn die Faktenlage ist eindeutig.

Rioux and Legrand. Saturated fatty acids: simple molecular structures with complex cellular functions. Curr Opin Clin Nutr Metab Care 10:758, 2007.