Heute scheint fast jeder auf irgendein Lebensmittel allergisch zu sein. Und fast jede Zeitschrift hat schon darüber berichtet. Es erstaunt daher nicht, dass auf dem Markt viele Leute Tests zur Ermittlung solcher Allergien anbieten. Lohnt sich das Geld für diese Untersuchungen?
Eine allergische Reaktion ist sicherlich nicht angenehm. Sie kann im Extremfall gar schwerwiegende Folgen haben. Ausgelöst wird sie durch eine zu starke, überschiessende Antwort des Immunsystems auf bestimmte Stoffe – den Allergenen, die normalerweise keine Beschwerden verursachen. Immer wieder liest man, dass die Häufigkeit der allergischen Reaktionen in den letzten Jahren zugenommen hat. Selten aber sieht man entsprechende Belege. Deshalb hat die Europäische Akademie für Allergien und klinische Immunologie sich auf die Suche nach solchen Belegen gemacht.
Lebensmittel | Selbst «bestimmt» | Provoziert |
---|---|---|
Kuhmilch | 6.0 % | 0.6 % |
Eier | 2.5 % | 0.2 % |
Weizen | 3.6 % | 0.1 % |
Soja | 1.5 % | 0.3 % |
Erdnüsse | 0.4 % | 0.2 % |
Nüsse | 1.3 % | 0.5 % |
Fische | 2.2 % | 0.1 % |
Meerestiere | 1.3 % | 0.1 % |
Insgesamt konnte die Akademie rund 50 Studien ausfindig machen, die zwischen 1990 und 2012 veröffentlicht wurden. Für die 8 häufigsten Lebensmittelallergien kam sie auf nebenstehende Häufigkeiten.
In dieser bislang umfassendsten systematischen Übersicht über die Häufigkeit von Lebensmittelallergien ist ein Ergebnis markant. Der Unterschied zwischen selbst bestimmter und mittels Provkationstest bestimmter Allergie war relativ gross. Selbst bestimmt bedeutet dabei, dass die Leute mit Fragebogen nach der Allergie gefragt wurden, währendem beim Provkationstest mit dem entsprechenden Lebensmitteln es sich um einen klinischen Nachweis handelte.
Im Extremfall vom Weizen war die selbst «bestimmte» Häufigkeit 36fach höher als die klinisch nachgewiesene. Dies könnte damit zusammenhängen, dass heute glutenfreie und somit weizenfreie Diäten im Trend sind und die Leute jede Art von Unverträglichkeiten gegen Weizen (oder Getreideprodukte) als Allergie einstufen*.
Insgesamt scheinen Lebensmittelallergien nicht sehr häufig zu sein. Da aber eine Allergie immer mühsam ist, gibt es trotzdem einen relativ grossen Markt an Leuten, die Allergietests anbieten. Leider gibt es darunter auch Anbieter, die nicht seriös ausgebildet sind und durchaus fragwürdige Nachweismethoden anwenden. Auf der sicheren Seite ist man aber, wenn man einen Facharzt zu Rate zieht. Dies sollte man jedenfalls in Betracht ziehen, wenn nach der Einnahme von bestimmten Lebensmitteln regelmässig Unwohlsein, Verdauungsprobleme oder andere Beschwerden auftreten.
*Kompakte Infos zu Glutenfreie Diäten (im Sport) gibt es im entsprechenden E-Book im Shop.