In der aktuellen Juni Ausgabe des American Journal of Clinical Nutrition wurde eine Meta-Analyse über den Zusammenhang zwischen Glycämischen Index / Glycämischer Last und diversen Krebsarten veröffentlicht (Meta-Analysen fassen die Ergebnisse mehrerer Studien statistisch zusammen und erlauben eine Schätzung der Grösse eines Einflusses). Patrizia Gnagnarella und ihre Kollegen – darunter niemand geringerer als der Epidemiologe Carlo La Vecchia, der über 1700 Artikel publiziert hat, viele davon zum Thema Krebs – kommen dabei zum Schluss, dass eine hohe Glycämische Last signifikant mit einem erhöhten Risiko für Kolorektalkrebs [=Dick- und Mastdarmkrebs] sowie Endometriumkarzinom [=Krebs der Gebärmutterschleimhaut] in Verbindung zu bringen ist (1). Hingegen konnten sie kein Zusammenhang zu Brust- und Bauchspeicheldrüsenkrebs feststellen. Eine hohe Glycämische Last wurde zudem mit einem erhöhten Risiko für weitere Krankheiten in Verbindung gebracht, insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes (2).
Der wesentliche Faktor, der die Glycämische Last bestimmt, ist die Kohlenhydrateinnahme und dementsprechend gilt die Glycämische Last als Mass für die Belastung des Stoffwechsels mit Kohlenhydraten. Die Empfehlungen zur Nährstoffeinnahme sind in der Regel aber sehr Kohlenhydratbetont (3-5). Wie sind nun diese empfohlenen hohen Kohlenhydrateinnahmen im Angesicht der nicht selten beobachteten Verbindungen zu einem erhöhten Krankheitsrisiko einzustufen?
1. Gnagnarella P, Gandini S, La Vecchia C, Maisonneuve P. Glycemic index, glycemic load, and cancer risk: a meta-analysis. Am.J.Clin.Nutr. 2008;87:1793-801.
2. Barclay AW, Petocz P, Millan-Price J et al. Glycemic index, glycemic load, and chronic disease risk–a meta-analysis of observational studies. Am.J.Clin.Nutr. 2008;87:627-37.
3. DACH. Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Frankfurt: Umschau/Braus, 2000.
4. Food and Nutrition Board, Institute of Medicine. Dietary reference intakes for energy, carbohydrate, fiber, fat, fatty acids, cholesterol, protein, and amino acids. Washington, DC: National Academy Press, 2002.
5. World Health Organization and Food and Agriculture Organisation. Diet, nutrition and the prevention of chronic diseases. WHO/FAO. 916, 1-149. 2003. Geneva, World Health Organization. WHO Technical Report Series.