Offiziell anerkannte Empfehlungen für ein gesundes Essverhalten oder generell zur Prävention von Krankheiten sollten fundiert sein. Wissenschaftlich fundiert. Solche Empfehlungen werden dann evidenzbasierte Empfehlungen genannt.
Im Editorial zur aktuellsten Ausgabe der Archives of Internal Medicine, einer echt renommierten Fachzeitschrift, findet sich aber ein höchst bemerkenswerten Satz. Die beiden Autoren Mark Feinglos und Susan Totten diskutieren unter anderem die Ergebnisse einer sehr grossangelegten US amerikanischen Studie, der Women Health Initiative, in der kein Einfluss einer fettreduzierten Ernährungsweise auf die Diabeteshäufigkeit nach rund 8 Jahren Beobachtungszeit bei rund 20’000 Frauen gefunden wurde (1). Wesentlich interessanter – oder erstaunlicher – als die Diskussion der Ergebnisse ist aber der kurze Satz von Feinglos und Totten, den sie quasi nebenbei fallen lassen: „Es gibt nur wenige aktuelle Ernährungsempfehlungen für die primäre Diabetesprävention [d.h. zur Verhinderung der Entstehung von Diabetes] und kaum etwas, das wirklich evidenzbasiert ist (2).“
Es ist im Prinzip nur zu hoffen, dass die beiden Autoren mit dieser Aussage falsch liegen. Denn es kann nicht sein, dass es heute kaum „wirklich evidenzbasierte“ Empfehlungen zur primären Diabetesprävention gibt. Oder wollen die Autoren nur sagen, dass es durchaus Empfehlungen gibt, die meisten aber auf keiner Evidenz basieren?
1. Tinker LF, Bonds DE, Margolis KL et al. Low-fat dietary pattern and risk of treated diabetes mellitus in postmenopausal women: The Women’s Health Initiative Randomized Controlled Dietary Modification Trial. Arch.Intern.Med. 2008;168:1500-11.
2. Feinglos MN, Totten SE. Are you what you eat, or how much you eat?: The case of type 2 Diabetes Mellitus. Arch.Intern.Med. 2008;168:1485-6.