Blutfett- und Blutzuckerwerte misst man klassischer Weise zur Risikoabschätzung im nüchternen Zustand. Werden aber die gängigen Empfehlungen zur Mahlzeitenhäufigkeit befolgt (drei grössere plus zwei kleinere Mahlzeiten), so befindet sich der Stoffwechsel für einen grossen Teil der 24 Stunden nicht im nüchternen Zustand. Schon gar nicht bei den Blutfetten. Wie aussagekräftig sind also Nüchternwerte?

Anton Stalenhoef und Jacqueline de Graaf sind dieser Frage nachgegangen, zumindest für die Blutfette, und haben ihre Überlegungen dazu in der Current Opinion in Lipidology veröffentlicht (1). Bei den Blutfetten sind die Nüchternwerte hinsichtlich Risikoschätzung in der Tat weniger aussagekräftig wie Nicht-Nüchternwerte (d.h. der Verlauf der Bluttfette nach Einnahme einer Mahlzeit bzw. der postprandiale Verlauf). Problematisch ist aber zurzeit, dass die Methodik zur standardisierten Erfassung des postprandialen Verlaufs der Bluttfette noch nicht… standardisiert ist. Zudem ist die Erfassung des postprandialen Verlaufs umständlicher, da für eine saubere Ermittlung des Verlaufs entweder stündlich Blutentnahmen über mehrere Stunden oder zumindest eine Entnahme nach rund zwei bis vier Stunden erfolgen sollten.

Die Zukunft wird zeigen, ob und wie schnell die Messung des postprandialen Verlaufs der Bluttfette zur Risikoeinschätzung als Routineuntersuchung etabliert wird. Der Ersatz (oder die Ergänzung) der Nüchternwerte durch Nicht-Nüchternwerte scheint auf jeden Fall bei den Blutfetten sinnvoll. Ähnlich verhält es sich übrigens mit dem Blutzucker.

1. Stalenhoef AF, de GJ. Association of fasting and nonfasting serum triglycerides with cardiovascular disease and the role of remnant-like lipoproteins and small dense LDL. Curr.Opin.Lipidol. 2008;19:355-61.