Über Antioxidantien wird häufig positiv berichtet, denn sie fangen im Körper generell als schädlich erachtete Stoffe ab, die so genannten freien Radikale. Theoretisch ist dies sicher so und es werden auch viele Produkte als Antioxidantien im Verkauf angeboten. Nur, sind diese Produkte auch wirklich wirksam?

Im Prinzip ist die Klärung der Wirksamkeit einer Substanz einfach. Man wirft die Substanz in ein sinnvolles „System“ rein und untersucht deren Auswirkung auf einen sinnvollen „Endzustand“. Das „System“ variiert meist von einem Reagensglas über verschiedene Tiermodelle bis hin zum Menschen. Der „Endzustand“ wäre in diesem Fall der oxidative Status im Stoffwechsel. Hier liegt im Falle der Antioxidantien aber ein gröberes Problem vor, das allen, die den antioxidativen Status schon mal wirklich sauber ermitteln wollten, Kopfzerbrechen verursachte. Es gibt keine Methode mit der man den antioxidativen Status im Menschen umfassend ermitteln kann…

Edwin Frankel und John Finley aus den USA haben in der aktuellen Ausgabe des Journal of Agricultural and Food Chemistry die Problematik der Messung der Wirksamkeit von Antioxidantien sehr schön diskutiert (1). Ihre Schlussfolgerung ist ernüchternd: Mit unserem beschränkten Wissensstand bezüglich der Wirksamkeit von Antioxidantien im Menschen sind alle in der Literatur aufgestellten Behauptungen verfrüht und ungerechtfertigt… In der Zeitschrift Nature Medicine kann man zudem John Finley’s Meinung bezüglich der Aussagekraft von Reagensglasversuchen nachlesen: Ein Vergleich der antioxidativen Wirksamkeit in einem Reagensglas mit dem, was in einem Körper abgeht, ist nicht wie ein Vergleich zwischen Äpfeln und Orangen – es ist wie ein Vergleich zwischen Äpfeln und Enten (2).

1. Frankel EN, Finley JW. How to standardize the multiplicity of methods to evaluate natural antioxidants. J.Agric.Food Chem. 2008;56:4901-8.

2. Hutson S. Experts urge a more measured look at antioxidants. Nat.Med. 2008;14:795.